„Borsdorfer Sandkuchen“ – eine Borsdorfer Spezialität

ein Beitrag von Olaf Beyer

Beim Blättern in alten Schriften begegnen uns oft die „Borsdorfer Äpfel“ als vermeintlich ortstypisches Extra. Und dann wird eine andere Spezialität unseres Ortes genannt: Der Sandkuchen.

„Borsdorf, an der Parde, hat 9 Hufen. Von diesem Dorfe sollen die bekannten und vorzüglichen Borsdorfer Aepfel ihren Namen erhalten haben. Es ist wegen seiner guten Sandkuchen bekannt. Hier wird der Brückenzoll von dieser Straße bezahlt.“ Mit diesen Worten beschreibt anno 1799 der Leipziger Professor Friedrich Gottlob Leonhardi in seiner „Geschichte und Beschreibung der Kreis- und Handelsstadt Leipzig nebst der umliegenden Gegend“ die Gemeinde Borsdorf und würdigt gleichwohl Äpfel und Sandkuchen.

Dagegen hält Albert Schiffner, Geograf und Schriftsteller, in seiner „Beschreibung des Königreichs Sachsen“ aus dem Jahr 1840: „Irrig leitet man von Borsdorf die Borsdorfer Aepfel her; dagegen haben die dasigen Sandkuchen mit Recht allgemeinen Ruhm.“

„Der Obstbaum-Freund“ liefert in seiner Ausgabe vom 2. Juni 1833 den umfangreichen Bericht „Würde des Borsdorfer Apfels“ und anerkennt die vorzüglichen Sandkuchen wie folgt: „Borsdorf liegt 2 Stunden von Leipzig an der Strasse nach Wurzen.

Jeder, der von Dresden nach Wurzen gefahren, geritten oder gegangen ist, kam durch dieses, seiner hoch geprießenen Aepfel wegen, berühmte Dorf. – Daß sich Manche mehr um die dasigen weit und breit bekannt gewordenen Sandkuchen, als um die vielen schönen Aepfelbäume bekümmert heben, mag wahr seyn.“

Seinen Erfahrungen mit unserem edlen Gebäck während einer Kutschreise von Leipzig nach Dresden gemäß, widmete Wilhelm von Kügelgen, Maler, Schriftsteller und Kammerherr am Hofe des Herzogs von Anhalt-Bernburg, einen Absatz seiner Schrift „Jugenderinnerungen eines alten Mannes“: „Die heftigen Erschütterungen, denen man ausgesetzt war, solange das Vehikel in Bewegung blieb, erregten nämlich Löwenhunger, den zu befriedigen jedwede Schenke und Station ihren eigentümlichen und berühmten Leckerbissen darbot. Außer den Hauptmahlzeiten nahm man z. B. in Borsdorf einen Sandkuchen zu sich, der allezeit vorhanden und so schwer war, daß nur Postreisende ihn zu verdauen imstande waren.“ X

Endlich soll der Borsdorfer Sandkuchen als Spezialität auch außerhalb der Gemeinde neue Freunde und Liebhaber finden: Nach einer Anzeige in der „Leipziger Zeitung“ vom 30. November 1829 preist Auguste Amalie Albrecht, geb. Speck, Gastwirts-Tochter aus Borsdorf den „berühmten Borsdorfer Sandkuchen“ im Leipziger Preußergäßchen Nr. 24 zum Verkauf an.

X Die Schrift von Wilhelm von Kügelgen: „Jugenderinnerungen eines alten Mannes“ liegt während unserer Ausstellung “Kaffeebaum Borsdorf – die wechselhafte Geschichte eines Gasthofs” im Heimatmuseum aus.

7 Gedanken zu „„Borsdorfer Sandkuchen“ – eine Borsdorfer Spezialität“

  1. Zur Eröffnung der Sonderausstellung zum Gasthof “Kaffeebaum Borsdorf” am 1. Adventssonntag wird es Kostproben dieser historischen Spezialität nach originalem Rezept geben.
    Guten Appetit wünscht Andreas Damm

  2. Auch in Gustav Nieritz‘ „Selbstbiographie“ findet sich ein kleiner Schnipsel zum Borsdorfer Sandkuchen, auch in der Beschreibung einer Reise im Jahre 1799 mit der Postkutsche von Leipzig nach Dresden:
    „Daß man in der Stadt Wurzen das bittere Braunbier und in Borsdorf den berühmten Sandkuchen nicht ungekostet ließ, versteht sich von selbst.“
    Gustav Nieritz, Selbstbiographie, Hellerau- Verlag Dresden 1997, S. 16

  3. Ferdinand Stolle, sächs. Journalist und Redakteur, erwähnt 1834 in einer von ihm herausgegebenen Schrift* Borsdorf und den Sandkuchen: „Von der Theklaer Kirche genießt man die einzige schöne Aussicht in der ganzen Leipziger Gegend. Den größten Theil des Völkerschlachtfeldes überschweift der ungehemmte Blick. Dort in der weiten unübersehbaren Ebene kämpften die alten sieggewohnten Legionen, umrauscht von ihren donnertragenden Adlern um die Herrschaft der Welt. – Fern am Horizonte erblickt man auch das gesegnete Borsdorf, wo die berühmten Borsdorferäpfel nicht wachsen, dafür aber der berühmte Sandkuchen gebacken wird, und wo die dicke Wirthin den rosarothen Parfait Amour einschenkt, wenn sie nicht unterdeß gestorben ist.“
    Wikipedia dazu: „Parfait Amour“ (französisch für perfekte Liebe) ist ein violettfarbener Likör, der ein blumiges Aroma hat.
    * „Das neue Leipzig nebst einer Kreuzthurminspiration über Dresden. Sachsens Hauptstädte – Ein humoristisch-politisches Doppelpanorama. Herausgegeben im Verein mehrerer Freunde von F. Stolle“, 1. Teil. Leipzig, 1834. S. 154f.

  4. Laut Information der Brandiser Gerichtsherrschaft kam es in der Nacht vom 30. zum 31. Mai 1856 sowie der folgenden in zwei Borsdorfer Gütern zu Einbrüchen. Das Diebesgut bestand neben diversen Kleidern unter anderem aus 5 Pfund gekochtem und 6 Pfund rohem Schinken, aus 25 Stück Pfannkuchen sowie 3 Stück Sandkuchen informiert das „Wurzener Wochenblatt und Anzeiger“ in seiner Ausgabe vom 18. Juni 1856.

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