Über den Borsdorfer Friseurmeister Otto Voigt schrieb Harro Gehse 1997: “Otto war mit Leib und Seele Friseur. Er stammte aus einer kinderreichen Familie und hatte sich dank seines Fleißes und seiner Sparsamkeit einen ansehnlichen Salon geschaffen. Seine berufliche Tüchtigkeit war weit bekannt. … Der vielseitige Haarkünstler war aber auch ein unentwegter Verseschmied. Davon zeugen mehrere Bände voller Gelegenheitsgedichte, mit denen er kleine und große Ereignisse im Familien- und Freundeskreis würdigte.“ Eines dieser Bücher gelangte im Herbst 2022 auf kuriose Weise in unser Heimatmuseum. Nach einer Leipziger Haushaltsauflösung wurde es durch eine Entrümplungsfirma nach Altenhain gebracht, wo es Andreas Haesler, der Leiter des Dentalhistorischen Museums in Zschadraß, vor dem Zerreißwolf rettete. Fortan schlummerte es im Dentalmuseum, „wo es eigentlich nicht so richtig hingehörte“, wie er selbst sagte. Schließlich wurde uns das Buch für unser Heimatmuseum Borsdorf angeboten. Das Museumsteam war hellauf begeistert, als Olaf Beyer das Buch zur Ansicht mitbrachte. Und so wechselte es schließlich seinen Aufbewahrungsort und kehrte zurück in die Region, wo es seinerzeit entstanden ist. Im Vorwort zum Buch erklärt Otto Voigt:
„Ich schrieb es nicht allein, das wäre übertrieben. Gedichtet hab ichs wohl mit meinen eigenen Finessen, doch nicht gemalt und auch nicht selbst geschrieben. So will ich auch den Mitarbeiter nicht vergessen, der gab dem Buch den richtigen Elan. Er musst von dem Geschriebenen den Sinn erfassen. Die Kunst des Malers, sowie auch des Dichters ist jede eine Kunst für sich allein. Die Malerei entstammt der Kunst des Richters – So ward das Buch geschaffen von uns zwein.“
Nun liegt dieses 194 Seiten umfassende Kunstwerk im Heimatmuseum: mit Versen des dichtenden Friseurmeisters Otto Voigt aus den Jahren 1945-1947 in kunstvoller Handschrift sowie mit treffenden Karikaturen seines Freundes Gerhard Richter versehen, Maler und Grafiker aus Borsdorf. Seit Mai 2023 wird das Buch in der aktuellen Ausstellung gezeigt und eine komplette Vitrine mit Fotos und Utensilien aus dem Friseursalon wurde dazu gestaltet. Mit Lesungen seiner humorvollen Verse wollen wir das Publikum in seinem Sinne zum Schmunzeln und Lachen bringen.
Dies gelang zum ersten Mal am 6. Oktober im passenden Ambiente des Ausstellungsraumes im Heimatmuseum.
Andreas Damm trug die ausgewählten Verse authentisch und mit sichtlichem Vergnügen vor und so verging die Zeit wie im Fluge. Beim boshaften Streit der Müllern und der Fischern war man dabei und erfuhr wie es zu einer unfreiwilligen Eisenbahnfahrt kam. Gärtner Lehmanns tägliche Apfelzählung brachte ebenso zum Schmunzeln wie die Feststellung, daß man zum besseren Sehen die Ohren braucht, um nur einige ausgewählte Beispiele zu nennen. Otto Voigt hätte es sicher gefallen. In fröhlicher Runde saß man anschließend noch zusammen, um sich auszutauschen. Herr Haesler vom Dentalmuseum war sehr zufrieden und berührt, dass das Buch an seinen Heimatort zurückgefunden hat und hier so viel Freude bereitet. Einige Anwesende waren selbst noch Kundinnen im Salon von Otto Voigt und seiner Frau Erna. „Einen fröhlichen Spruch hatte er fast immer drauf“, wurde berichtet. Man staunte über die Handschrift und die vielen passenden Karikaturen Gerhard Richters, dessen Tochter und Enkelin am Abend ebenfalls dabei waren.
„Eine gelungene Veranstaltung, die unbedingt fortgesetzt werden muss“, so die Meinung der Gäste.
Text und Fotos: Christine Damm
Vielen Dank für die interessante Information. Wir bedauern nicht dabei gewesen zu sein da wir im Urlaub waren und hoffen auf eine Wiederholung der Veranstaltung. Dank und Anerkennung den Organisatoren.
Ludwig Martin
Bürgermeister i.R.