Der Gemeindebesen

von Lorenz Uhlmann, Heimatverein Borsdorf e. V

In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts hatte die KPD in Deutschland einen starken Zulauf, so auch in unserer Region. Um bei den Kommunalwahlen am 17. November 1929 intensiven Wahlkampf führen zu können, gaben die Ortsgruppen von Engelsdorf, Mölkau, Zweinaundorf, Wolfshain, Beucha, Gerichshain und Borsdorf unter der Bezeichnung „Arbeitsgruppe Borsdorf“ eine gemeinsame Zeitschrift mit dem Namen „Der Gemeindebesen“ heraus. Diese erschien zweimal im Monat. Für die Wahl wurden in dem Blatt am 31. Oktober 1929, 97 Kandidaten benannt. Am stärksten war Engelsdorf mit 22 vertreten − Borsdorf mit 13.

Als politische Gegner werden in allen Beiträgen die bürgerlichen Parteien und die Kirche benannt. Aber mit besonderer Polemik, ja mit Hasstiraden, zieht die KPD gegen die SPD zu Felde. „Sie (die SPD) hat alle sozialistischen Grundsätze verlassen, marschiert gegen die revolutionäre Arbeiterklasse und reiht sich in die Antisowjet – Front ein.“ Die SPD ist der erklärte Hauptgegner. Sie wird als der gefährlichste Feind der Arbeiterklasse bezeichnet und deren Mitglieder werden als Sozialfaschisten(!) beschimpft. Der Tonfall in den Artikeln aus den einzelnen Orten war ständig ausgesprochen aggressiv. Als Ziel wird für alle Orte formuliert,„im bürgerlichen Klassenparlament gegenüber Bürgertum, Sozialdemokratie und Gemeindeverwaltung die Interessen aller Ausgebeuteten wahrzunehmen.“ In den Beiträgen zu Borsdorf zerpflückt die KPD die bisher erreichten Ergebnisse der vergangenen Legislaturperiode. So z. B. den Rathausbau für 480.000 Reichsmark, das Schwanenteichbad, mangelhaften Wohnungsbau und die Steuern. Es wird bereits zu dieser Zeit im „Gemeindebesen“ ein starker „Hakenkreuz- Einschlag“ bei den bürgerlichen Parteien fest gestellt! Heftig werden auch die Kirche und der damalige Pfarrer Albrecht   attackiert. (Ausgabe vom 29.09.29) Zu dieser Zeit war es üblich, dass der Posaunenchor unter Leitung von Pfarrer Albrecht sonnabends am Nachmittag vom Schulturm mit kirchlicher Musik zum sonntäglichen Gottesdienst einlud. Im September 1929 aber spielten die Bläser wegen eines großen Turnfestes im Ort auch weltliches Liedgut.“ Turner auf zum Streite“ wurde von den Kommunisten noch toleriert. Aber bei der „Wacht am Rhein“ (zitiert: lieb Vaterland magst ruhig sein) platzte ihren Funktionären der Kragen. Dieses Lied wurde als Propaganda der bürgerlichen Gesellschaft gebrandmarkt. Im „Gemeindebesen“ wurde die Frage gestellt: „Würde Pfarrer Albrecht seinen Posaunenchor bei Arbeiterveranstaltungen zur Verfügung stellen und die „Internationale“ oder „Brüder zur Sonne, zur Freiheit“ spielen? Wir zweifeln daran!“ Im Gegenzug stellte der Abgeordnete der KPD im Schulausschuss den Antrag, die „Rote Frontkämpferkapelle“ vom Schulturm musizieren zu lassen und bezeichnete in diesem Zusammenhang die „Internationale“ als Volkslied. Darauf erntete er aber nur schallendes Gelächter. Im Ergebnis der Kommunalwahl am 17. November 1929 zogen aber Vertreter der KPD und auch der SPD wieder in den Gemeinderat ein.

Quellen: Archiv Heimatmuseum, Archiv D. Kupfer, Archiv L. Uhlmann

Auch nachzulesen in: ParthenPost 02/2021 S. 15-18 (Klicken Sie in die Seitenangabe)

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