überliefert von Martin Dathe, Zweenfurth 2003
Im Gasthof von Kurt Remler in Zweenfurth wurde Mitte der 1950er Jahre regelmäßig Stammtisch abgehalten. Dies war, wie Jedermann wusste, immer eine feuchte Angelegenheit. Walter Remler, der Bruder von Kurt Remler, betrieb im selben Haus eine Fleischerei, was ja durchaus Tradition hatte. Wie es gesetzlich vorgeschrieben war, musste ein sogenannter Trichinenbeschauer die Schlachtteile begutachten und entsprechend der Vorschrift stempeln. Dieser Mann war Lothar Schneider aus Kleinpösna. Er machte seine Sache gut und es bildete sich nach und nach ein kameradschaftliches Verhältnis zu dieser Amtsperson heraus. So bürgerte es sich ein, dass Lothar Schneider neben seinem Honorar anschließend in der Schenke bei Kurt Remler noch ein Schnäpschen bekam. An einem Abend, der Stammtisch tagte wieder feucht-fröhlich, wollte der Trichinenbeschauer seinen Schnaps in Empfang nehmen. Gleich wurde er in eine „ernsthafte“ Diskussion um die kleinen Tierchen verwickelt. Dabei entstand die allgemein interessierende Frage, ob er denn bestätigen könne, dass die Anwesenden infolge des Alkoholgenusses frei von Trichinen seien. Lothar Schneider konnte es. Er bat den lautstärksten Frager, sich doch für diesen Zweck frei zumachen. Unter großem Hallo fiel die Hose des Betreffenden und der offizielle Stempel des Kontrolleurs wurde auf das nackte Hinterteil gedrückt. Eines hatte der nunmehr amtlich bestätigte von Trichinen freie Zecher allerdings nicht bedacht: Die Stempelfarbe hatte auch eine hohe Affinität zur menschlichen Haut. Trotz intensiver handwerklicher Bemühungen, gelang es ihm nicht, diese Qualitätsbestätigung vor seiner Frau geheim zu halten. Über die dann folgende innerfamiliäre Debatte ist leider nichts bekannt geworden.
Logisch, dass sich noch Wochen danach „besorgte“ Mitbürger nach seinem Gesundheitszustand erkundigten.